Kinder sind spontan und stecken voller Kreativität. Ihre natürliche Neugier darf nicht durch soziale oder gesellschaftliche Zwänge gehemmt werden. Künstlerisch-musische Förderung im frühen Alter trägt entscheidend zur gesunden Entwicklung eines Kindes bei. Kinder, die ihre kreativen Fähigkeiten in jungen Jahren entfalten konnten, fallen später zumeist durch ausgeprägte soziale Kompetenz und akademischen Erfolg auf, die Schlüsselkriterien für beruflichen Erfolg und privates Glück.
Musikalische Bildung ist für eine positive Entwicklung der Kinder äußerst wertvoll, verlangt aber gerade deswegen auch ein hohes Maß an Verantwortung.
Lernen ist ein individueller, nur begrenzt durch Lehren steuerbarer, entwicklungsoffener Vorgang der Selbstentwicklung und Selbstge- staltung. So lernt jedes Kind unabhängig von sozialen und ethnischen Hintergründen oder pädagogischen Konzepten laufen und sprechen.
Lernen kann gestützt, aber nicht fremdgesteuert werden.
Lernen muss jedes Kind, jeder Mensch selbst. Jedes Kind tut das auf seine Weise, in einer eigentümlichen, besonderen Mischung aus individuellen Anlagen und individuell verarbeiteten Kontexten.
Parameter wie Gene, Umwelt, Strukturen und Ereignisse, Wahrnehmungen, Phantasien und Handlungen sind jedes Mal neu und anders; jedes Kind, jeder Mensch lebt seine einmalige Lebensgeschichte und
Biographie, indem er seine Umwelt und dabei zugleich sich selbst gestaltet.
Lernen und Bildung sind keine linearen Prozesse - Bildung wird nicht einfach von einer Generation in die nächste weitergegeben. Auch das Kind wirkt auf die Welt ein, es bewirkt dort etwas, was auf
über- raschende und nicht vorhersehbare Weise auf es zurück kommt. Dieser Prozess zieht sich durch das gesamte Leben, durch Kindheit, Jugend, Erwachsenheit bis ins Senioren- und Greisenalter.
Die sozial-kulturelle Gegenwart des Kindes wird weniger denn je mit seiner erwachsenen Zukunft identisch sein. Was in der Kindheit, in der primären Sozialisation gelernt worden ist, bildet zwar in jedem Fall den Ausgangspunkt.
Wir leben heute in einer globalisierten, transkulturellen sich immer schneller ändernden Welt. Was das Kind als Erwachsener einmal brauchen wird, und welche Brüche mit dem ursprünglich Gelernten
damit verbunden sein werden, ist nicht vorhersehbar. Daraus folgt, dass das Kind möglichst gut für den Umgang mit dem Zufall und den Gelegenheiten ausgestattet werden muss.
Diese Kontingenzbewältigungskompetenz, den Möglichkeitssinn erlernt das Kind im Spiel. Kinder gestalten ihre Welt und dadurch sich selbst spielend. Kinder spielen von sich aus oder wenn sie dazu
angeregt und eingeladen werden. Die pädagogische Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass das Kind hier zu seinem Recht kommt und das nicht nur als Kind, sondern sein ganzes Bildungsleben
lang. Dass das bisher in viel zu geringem Maße geschieht, dass die Erziehungs- und Bildungsinstitutionen, besonders aber die Schule, dem Spiel in allen seinen Varianten eine viel zu schmale Bedeutung
beimessen, dass dementsprechend Mathematik, Naturwissenschaften und Fremdsprachen als wichtig gelten, Kunst, Musik und Theater aber nicht ist evident.
Spielbiographien sind mit ihren individuellen und sozialen Bildungs- biographien eng verbunden; und die Spielbiographien führen ziemlich direkt in die Künste. Kinder wollen und können sich in verschiedenen Medien und auf höchst unterschiedliche, auch originelle Weise ausdrücken und sich und die Welt darstellen, wenn man es ihnen ermöglicht.
Die vorschulische Bildung und die Schule sind die ersten Orte der Vergesellschaftung, in denen systematisch Erfahrungen gemacht werden, die über die Herkunftskontexte hinausweisen, in denen die Kinder also nicht primär als individuelle Mitglieder ihrer Familien und damit als besondere Mitglieder ihrer Herkunftskultur, sondern als künftige eigenständige Mitglieder der Gesellschaft behandelt werden. Pädagogisch folgt daraus, dass sich die Praxis der Bildungsinstitutionen an der Individualität des Lernens, der Individualität der Kinder zu orientieren und die unterschiedlichen Ausgangslagen und Interessen systematisch zu berücksichtigen hat. Diese Unterschiede dann auch für die Erziehungs-, Lern- und Bildungsgemeinschaften fruchtbar zu machen, sie als Reichtum zu begreifen und zu erschließen, bildet einen Kernbestandteil pädagogischer Professionalität.